
Mit Katharina, Lasse und Ulrich erzähle ich gleich drei bisexuelle Charaktere in „Hinter der Abendröte“, was vor allem in der vierten Folge „Beziehungen“ behandelt wird, als Lasse in der Presse als homosexuell geoutet wird. Ulrich hat in der Situation Angst, dass sein Traumpaar nicht mehr ernst genommen wird, während die Presseabteilung um eine Richtigstellung bemüht ist, was Lasse in den nächsten Konflikt stürzt. „Es ist doch egal, wen ich liebe. Ich liebe einen Menschen, unabhängig vom Geschlecht.“ Was vor allem Katharina beeindruckt, die sich von Marcello und Giulia unter Druck gesetzt fühlt, weil sie „plötzlich“ auf eine Frau steht und völlig offenlässt, ob sie bisexuell ist.
Vor beinahe zwanzig Jahren hatte ich mal ein sehr langes Gespräch mit einer Frau, die mir ausführlich erzählt hat, was sie an Frauen liebt und was an Männern, dass sich das aber komplett verändert, wenn sie einem Menschen begegnet, der sie komplett in den Bann zieht. „Du legst deine Bisexualität nicht ab, nur weil du mit einem Mann zusammen bist! Das eigene Geschlecht wird dich immer weiter faszinieren.“ Sie fand es lächerlich, wenn Männer von Prozenten sprechen. Interessanterweise hab ich gleich zwei solcher Männer kennenlernen dürfen, die mir ihre Verhältnisse vorgerechnet haben. „Eigentlich bin ich hetero, ich hab nur zu 10 Prozent Interesse an Männern.“ Also „Hetero mit ausgefahrenen Fühlern“, wie es Marcello in seiner eigenen Art bezeichnet.
Bei Ulrich war es ein völlig anderer Ansatz. Ich fand es vor zwölf Jahren im Studium sehr überraschend, dass es auch heute noch in den Medien Paare gibt, die zum Schein zusammen sind, weil die eigene Sexualität aus verschiedenen Gründen nicht in die Öffentlichkeit darf, was ja auch immer wieder von Schauspielern zu lesen ist, wenn sie sich outen und ihnen jahrelang davon abgeraten wurde. Hier spielt bei mir vor allem Walter N. Ischl eine gravierende Rolle, bei dem immer eine gewisse Homophobie mitschwingt, was direkt in der ersten Folge „Entscheidungen“ herauszulesen ist.